Auf Entdeckertour durch den Kreis

By: Friederike
Fotos: Kreis Offenbach

Der Kreis Offenbach zeichnet sich durch viel Grün aus: Rund 44 Prozent des Kreisgebietes sind bewaldet – das ist überdurchschnittlich in Hessen. Hinzukommen viele Wiesen, so dass Erholung direkt vor der Haustür garantiert ist. Der entspannte Spaziergang in der Natur oder die Radtour durch die weitgehend flache Landschaft, all das macht den Kreis Offenbach zu einem lohnenswerten Ziel in der Metropolregion FrankfurtRheinMain.

Der Main prägt weite Teile des Kreises. Besonders markant sind die mittlerweile verlandeten Main-schlingen in den Gemarkungen von Hainburg, Mainhausen und Seligenstadt, die zu Naturschutzgebieten erklärt worden sind. Neben ihrem Wert für typische Brutvögel wie den Haubentaucher haben die Kiesgruben zudem eine wichtige Bedeutung als Rastplatz für Zugvögel. Apropos Zugvögel – die nutzen das Gebiet zwischen Seligenstadt im Osten und Egelsbach im Westen immer wieder gerne für einen Zwischenstopp auf dem Weg „in den Süden“. An den Gewässern im Kreis heimisch hingegen ist der vom Aussterben bedrohte Eisvogel. Gerade in den tristen Wintermonaten sorgt er für Farbtupfer, insbesondere rund um die Kreisstadt Dietzenbach.

 

Insgesamt 33 Naturschutzgebiete sind im Kreis Offenbach ausgewiesen, darunter auch das älteste Deutschlands und eventuell auch Europas. Das Naturschutzgebiet Hengster zwischen Obertshausen und Rodgau wurde bereits im Jahr 1924 per Polizeiverordnung als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Damals stand noch der Schutz der Natur vor dem Menschen im Vordergrund.

8,3 Hektar umfasst das Naturschutzgebiet Hengster, in dem seltene Pflanzenarten ihren Lebensraum haben. Artenreiche Feuchtwiesen, Röhrichte und Groß-Seggenriede mit ihren seltenen Tier- und Pflanzenarten sind im 5,5 Hektar großen Naturschutzgebiet „Gräbenwäldchesfeld von Hausen“ zuhause. Dem Erhalt und Schutz des Erlenbruchwalds und der Feuchtwiesen ist das Naturschutzgebiet „Hochbruch von Hausen“ gewidmet.

Das Naturschutzgebiet „Erlenwiesen“ bei Ober-Roden mit rund 14,4 Hektar umfasst die für das Messeler Hügelland typischen Laubwald-, Röhricht- und Großseggengesellschaften sowie Feuchtwiesen und Bachuferfluren. Weiter in Richtung der Ortsgrenze zu Rodgau beginnt mit der „Niederrodener Lache“ ein zweites Naturschutzgebiet – mit rund 124,5 Hektar das zweitgrößte im Kreisgebiet. Auf weiten Strecken ist der Waldwiesenbach fast durchgehend von Erlen gesäumt. Teilweise sind verschiedene Pflanzenformationen und die vielfältigen Feuchtbiotope mit vom Aussterben bedrohten beziehungsweise stark gefährdeten Pflanzen- und Tierarten eng verzahnt. Unweit entfernt liegt mit den „Rodauwiesen bei Rollwald“ ein weiteres Naturschutzgebiet. Auf ausgedehnten Grünlandflächen der Rodauniederung prägen Feucht- und Nasswiesen, Schilfröhrichte und naturnahe Ufergehölz-Säume das Landschaftsbild.

Die Willersinn’sche Grube bei Dietzenbach ist eine ehemalige Kiesabbaustätte. Auf 15,1 Hektar hat sich inzwischen ein wertvoller Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt entwickelt. Zahlreiche Pflanzenarten, hauptsächlich Pionierpflanzen, haben die wechselnden Substrate aus Sand, Ton und Lockergestein eingenommen. Mit über 150 Arten wurde die größte floristische und faunistische Vielfalt auf der Gemarkungsfläche Dietzenbachs gezählt.

Foto: Michael Häfner

Mit den Naturschutzgebieten Luderbachaue, Herrnröther- und Bornwaldwiesen und den Oberwiesen gibt es in Dreieich insgesamt 356 Hektar geschützte Wald- und Wiesenflächen von botanisch-ökologischer Bedeutung. Jahrhunderte alte Grünlandauen, alte Waldbestände und Wiesen- sowie Magerrasenflächen bieten zahlreichen seltenen Pflanzen, Gräsern, Insekten und Vögeln Lebensraum. Mit dem Landschaftsschutzgebiet Baierhansenwiesen, seit 2015 mit dem Engagement der Einwohnerschaft und örtlicher Vereine renaturiert und wiederhergestellt, gibt es in Dreieich zudem ein beliebtes Naherholungsgebiet. Mittlerweile präsentieren Kräuter- und Lehrgarten, Familiengarten, Streuobstwiesen und Naturlehrpfad abwechslungsreiche, naturnahe Freizeitmöglichkeiten und laden zum Spazierengehen durch geschützte Wiesenflächen ein.

Das Naturschutzgebiet „Bruch von Gravenbruch“ mit insgesamt 93,8 Hektar ist Lebensstätte für Pflanzen und Tiere, die unterschiedliche Feuchtigkeitsstufen zum Überleben brauchen. Überleben ist in diesem Fall sogar wörtlich gemeint, denn es sind viele Arten im Bestand gefährdet. Auf 24,6 Hektar finden im Bestand gefährdete Amphibien- und Pflanzenarten im Naturschutzgebiet „Gehspitzweiher bei Neu-Isenburg“ ein wertvolles Rückzugsgebiet.

An vielen Stellen im Kreisgebiet führen Wege an Flugsanddünen vorbei. Sie sind vor Urmillionen Jahren in der Eiszeit entstanden, als Schotter und Kiese der Mainlandschaft vom Wind ausgeblasen und zu Binnendünen aufgeweht wurden. Heute sind die sandigen Böden die Basis für typische Biotope im Kreisgebiet, nämlich Sandmagerrasen oder Heideflächen. Diese Flächen sind sehr wasserdurchlässig, trocken und arm an Nährstoffen. Nur wer sich diesem Lebensraum angepasst hat, kommt hier zurecht. Typische Pflanzen sind Silbergras, Sandstrohblume, Grasnelke oder „Heidekraut“ (Calluna). Die Blauflügelige Ödlandschrecke, der Kleine Feuerfalter, zahlreiche Wildbienen sowie die Zauneidechse sind die für diese Böden charakteristischen Tierarten. Ein besonders beeindruckendes Beispiel ist die „Düne von Dudenhofen“. Die Binnendüne von überregionaler Bedeutung mit Silbergrasrasen ist als Naturdenkmal geschützt. Dass die Sanddünen so gut erhalten sind, erfordert einen hohen Pflegeeinsatz von Mensch und Tier. So sorgen beispielsweise Zackelschafe, Skudden und Ziegen für die fachgerechte Pflege des Biotops.

Seit Jahrhunderten gehören Obstwiesen zu den prägenden Elementen der hessischen Kulturlandschaft. Hochstämmige Apfel-, Birn-, Pflaumen-, Kirsch- und Zwetschgenbäume umgaben früher ringförmig die Ortschaften und prägten als aufge-lockerte Streuobstwiesen die Landschaft. Aufgrund ihres wechselnden Erscheinungsbildes im Jahresverlauf bieten Streuobstwiesen dem Erholungssuchenden zu jeder Jahreszeit einen reizvollen Anblick. Der Erhalt der typischen Streuobstwiesen steht ganz oben auf der Agenda der Unteren Naturschutzbehörde. Die Hessische Apfelwein- und Obstwiesenroute führt entlang der markierten Strecke im Kreisgebiet zu vielen solcher Flächen.

Und dann gibt es noch eine ganze Menge Erlebnisse in der Natur, die zufällig und immer wieder entstehen – so beispielsweise der Regenbogen, der zum Greifen nahe scheint, oder der Duft der frisch gemähten Wiese. Naturnaher Lebensraum und urbaner Ballungsraum müssen kein Gegensatz sein, denn Naturschutz im Ballungsraum heißt immer auch „Geben und Nehmen“. Wanderer, Fahrradfahrer, Jogger, Reiter hoch zu Ross, Hunde-besitzer, Geo-Cacher und Skater sind oft auf den gleichen Wegen unterwegs wie Jäger, Förster und Landwirte. Wenn jeder Rücksicht auf den anderen nimmt, bleibt der Kreis Offenbach auch weiterhin die „Großstadt im Grünen“, wie es ein Slogan seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts verspricht.

Tipps zum Entdecken des Kreises Offenbach gibt es unter www.kreis-offenbach.de/touren-routen.
Mehr Informationen zum Naturschutz sind unter www.kreis-offenbach.de/umwelt-natur abzurufen.

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